Sonntag, 20. November 2016

New York, New York

Hui, das war ja mal wieder eine Woche! Nachdem die letzten paar Wochen ziemlich ruhig waren hätte man diese Woche eigentlich  nicht mehr erleben können! 
Am Montag war zwar nichts besonderes auf dem Plan, aber dafür hatte ich in jedem Fach einen Batzen Hausaufgaben auf, die erledigt werden wollten und so saß ich den Nachmittag an eben diesen. 
Dienstag ging die Woche aber dann richtig los! Anstatt Schule hatte ich einen Model UN Field Trip zu einer anderen Schule. Ich hatte mit etwa 10 Leuten insgesamt gerechnet und habe schon komisch geguckt, als alle total schick im Bleistiftrock und Anzug aufgekreuzt sind. Auf jeden Fall sind wir etwa eine Stunde gefahren und wurden direkt von Schülern mit der blauen Model UN Flagge begrüßt, um uns den Weg zum Parkplatz zu weisen. Ich staunte nicht schlecht als mehrere Busse gleichzeitig ankamen. Angekommen in dem Auditorium sah ich zum ersten Mal das Ausmaß dieser Veranstaltung. Da es verschiedene Gruppen, zum Beispiel Gesundheit und Verteidigung, gibt, wurden wir aufgeteilt. Meine Gruppe ist GA, was General Assembly ist. In General Assembly werden Themen die auch die echte UN anspricht, diskutiert. Und ich musste schnell feststellen, dass manche diesen Job ziemlich ernst nahmen. Versammelt waren nicht nur 10 Schüler wie ich anfangs gedacht habe, wir waren 107 aus dem ganzen County. Jeder Schüler repräsentiert ein Land, meins ist Belgien, und unser erstes Thema das wir diskutierten war Biologische Waffen. Da ich letztes Mal leider nicht mitkommen konnte bin ich somit mitten im Thema eingestiegen. Im Endeffekt geht es bei dieser Versammlung darum ein Gesetz zu verabschieden, was aus einem Paper, welches von verschiedenen Ländern geschrieben und unterschrieben wurde, hervorgeht. Jedes Land kann ein solches Paper erstellen und den Anderen vorstellen, dies passiert entweder vor der ganzen Audienz oder in kleinen  Sprechzeiten, wo man sich informieren kann welches Paper das Beste ist. In unserem Fall ging es eben um Biologische Waffen und welche Regeln auferlegt werden sollen, wenn ein Land, was in der UN ist, eben diese besitzt oder sogar abfeuert. Außerdem gibt es eine Sprechliste, diese wird zwischendurch immer abgearbeitet. Man kann diese Sprechzeit aber auch anderen Länder spenden, damit diese ihre Meinung sagen oder ein Paper vorstellen. Jeder Schritt wird per Abstimmung bestimmt. Wenn z.B. Dänemark 10 Minuten freie Zeit haben möchte, um die Paper zu diskutieren wird zuerst ein Land bestimmt, welches diese Idee unterstützt, danach ein Land was dafür ist und eines welches dagegen ist. Diese zwei Länder müssen nach vorne und ihre Gründe vorstellen warum sie diese Meinung vertreten. Danach wird eine Abstimmung durchgeführt in der es um eine schlichte Mehrheit geht. Ist die "Bewegung", wie man diesen Antrag nennt, gewählt worden so haben wir 5 Minuten um die Paper zu diskutieren, wenn die Bewegung abgelehnt wurde geht es normal weiter indem ein anderes Land eine neue Idee aufbringt. Diese Idee kann, so komisch es klingen mag, genau die gleiche sein, aber anstatt 10 Minuten nur 5 Minuten beträgt und die ganze Prozedur beginnt von vorne. Selbst in  der Mittagspause, es gab Pizza, wurde diskutiert und nicht einmal gelacht über diesen ganzen Prozess der den ganzen Vormittag beansprucht. Ein Land kann sogar von der Diskussion ausgeschlossen werden und muss umgehend den Saal verlassen, Russland war kurz davor allerdings gab es zu wenig Stimmen dafür. 
Als wir wieder zurück an der Schule waren hatten wir vom Cheerleading unser erstes Meeting für die Winter Season. Leider sind wir diesmal eine deutlich kleinere Gruppe als in der Herbst Saison.
Mittwoch haben wir im Sportunterricht die neue Unit angefangen: Volleyball. Natürlich habe ich direkt Luftsprünge gemacht, da ich ja so gut mit Bällen bin. Das wurde sofort bewiesen, indem ich gleich zweimal einen Ball volle Wucht ins Gesicht geschmettert bekommen habe. Dass "Story of my Life" im Hintergrund lief hat mich den blau-lilanen Fleck danach auf meinem Knie schnell wieder vergessen. Außerdem gab es am Mittwoch ein Thanksgiving Lunch in der Schule. Das Essen hat nur einen Dollar gekostet und dafür haben wir richtig etwas bekommen. Ein bisschen Turkey mit Soße, Kartoffelbrei, Süßkartoffeln mit Zimt und Zucker, einen Softdrink unserer Wahl und ein Eis zum Nachtisch, im Nachhinein war ich total voll und hatte gerade noch Platz für den Cupcake am Abend, der sozusagen als mein Dinner hergehalten hat. So etwas nennt man gesunde Ernährung.
Da die ganze Woche über International Education Week ist musste ich vom PPP eine Präsentation über Deutschland halten. Ich war schon ein wenig aufgeregt eine ganze Präsentation in Englisch vor drei Deutschkursen zu halten. Alles lief glatt und ich hatte sogar das Gefühl, dass man mich gut verstehen konnte, dies wurde allerdings später zur Nichte gemacht, als gesagt wurde manches konnte man wegen meines starken Akzents nicht verstehen. 
Nach der Schule hatten wir das erste Cheerleadingtraining der Saison und haben direkt einen Haufen neuer Cheers gelernt, denn beim Basketball sitzt man, anders als beim Football und Soccer, anstatt zu stehen. Es war schön endlich wieder Cheerleading zu haben, auch wenn man leider erst so spät zu Hause ist. Freitag hatten wir dann den Midterm in Civics. Unser Lehrer meinte wir müssten alle volle Punktzahl erhalten so leicht wäre der Test und es ist auch nur Multiplichoice. Das wurde mir leider zum Verhängnis, denn davon abgesehen, dass es gar nicht so leicht war schien ich oftmals die falsche Antwort auszuwählen und landete so bei 30 von 37 Punkten, was ein C also eine 3 hier ist. Direkt nach der Schule bin ich zur Bücherei gegangen, um meine ersten Community Hours zu machen. Vom PPP aus muss ich 20 Stunden an gemeinnütziger Arbeit bis Ende Dezember erledigen und so wie ich nun mal bin hatte ich noch keine Einzige dieser Stunden. So kam es mir sehr gelegen, dass ein allgemeiner Spendentag in meinem County war und die Bücherei zum Star Wars Thema Attraktionen anbot wo ich mithelfen konnte. Von Karaoke zu Kinderschminken und Henna über Käse in  Darth Vader Form und Meister Yoda Kekse gab es alles. Kinder konnten sogar kleine Lichtschwerter, aus zwei Strohhalmen in deren Mitte ein Licht befestigt wurde, basteln.
Ebenfalls direkt von der Bücherei hat Jay mich angeholt und wir sind zu einer Spendengala von einer Kirche gegangen um Geld für Kinder in Kenia zu sammeln. Dort ist Kelly zu uns gestoßen, die den ganzen Tag in New York war. Zum Glück gab es gutes Essen und vor allem üppig Nachtisch mit mindestens 15 verschiedenen Kuchen. Im Anschluss haben wir Lisa abgeholt, die über Nacht bei uns geschlafen hat, da es am Samstag nach New York City ging!
Schwer war es überhaupt nicht am Samstagmorgen um fünf Uhr aufzustehen. Um halb sieben sind wir mit dem Bus von Morgans Middle School abgefahren und nach etwa zweieinhalb Stunden waren wir auch schon in New York City. Das Wetter war großartig um die 15°C und strahlend blauer Himmel ohne irgendeine einzige Wolke weit und breit! Zuerst waren wir auf dem Times Square was gar nicht so sehr beeindruckend war. 
Von dort aus haben wir einen kleinen Zwischenstopp bei Chick-Fil-A  gemacht, ein Fast Food Restaurant mit gutem Essen und sind dann am Rockefeller Center vorbei gelaufen, wo gerade der große Weihnachtsbaum aufgebaut und die Eisbahn fertig für den Betrieb gemacht wurden, bis wir schließlich auf der 5th Avenue gelandet sind. Chanel, Vuitton, Cartier und andere Nobelmarken geben sich hier nur so die Klinke in die Hand, ein bisschen über unserer Preisklasse. Wir sind auch direkt am Trump Tower vorbei gelaufen, wobei direkt die andere Straßenseite ist, denn die Polizei hat den Bürgerstieg der am Tower vorbei führt großzügig abgesperrt und mit Maschinengewähren bewacht, ohne Durchsuchung konnte da keiner vorbei. Ob Trump allerdings Zuhause war wussten wir nicht. Die 5th Avenue endet direkt an dem Central Park von dem wir nur eine ganze kleine Ecke gesehen haben.
Von dort aus sind wir das erste mal mit der Subway gefahren, zum Macy's dem großen Kaufhaus in New York. Auch hier war unsere Preisklasse nicht groß vertreten. Wieder weiter mit der Subway ging es zum 9/11 Memorial. Der Freedomtower ist das höchste Gebäude in den USA und schon beeindruckend, wenn man direkt darunter steht und hoch schaut. Direkt daneben ist Ground Zero, was ich mir deutlich kleiner vorgestellt habe. Irgendwie war es schon komisch sich vorzustellen, dass vor knapp 15 Jahren dort noch ein riesiges Hochhaus stand.
Nachdem wir alle ein wenig über die Wolkenkratzer gestaunt haben, sind wir mit der Subway nach China Town gefahren was total voll war. Es wurde gehupt und von allen Seiten konnte man Markenartikel, die natürlich echt waren, kaufen. Schon mehr unsere Preisklasse, trotzdem blieb es für uns nur bei ein paar Postkarten. In China Town haben wir auch Mittag gegessen, natürlich chinesisch. 
Von China Town aus sind wir nach Soho gelaufen, schnell hat sich das Statdtbild geändert und es wurde wieder ruhiger, stattdessen waren wir jetzt im Fashionviertel gelandet. Top gestylte Studenten und gut Bezahlte tummeln sich dort eher. Hier konnte man auch die typischen Ziegelsteinhäuser mit Feuertreppe sehen.
Unser stetiger Begleiter die Subway hat uns sicher zu der Staten Island Ferry gebracht. Pünktlich zur Dämmerung haben wir die Fähre auf die andere Seite nach New Jersey genommen und sind an Ellis Island und natürlich der Statue of Liberty vorbei gefahren. Leider sind zu dieser Uhrzeit auch die Wolken aufgetaucht. Wir haben die Freiheitsstatue zwar nur von fern gesehen, aber ich muss sagen, groß ist die Gute nicht. Außerdem konnten wir die Brooklyn Bridge sehen und die gesamte Skyline von New York, was ganz schön beeindruckend war.
Wieder zurück mit der Fähre in New York haben wir uns auf dem Weg zum Times Square gemacht, obwohl wir mit der Subway gefahren sind haben wir knapp eine halbe Stunde gebraucht, bis wir aus den Tunneln der Subway mitten ins erleuchtete Times Square eingetaucht sind. Es war fast heller als am Tag und auch, wenn es nur eine Kreuzung mit Werbetafeln ist wusste man gar nicht wo man zuerst hingucken sollte, alles war am blinken. Wir hätten stundenlang in der Mitte des Times Squares stehen bleiben können um einfach nur zu staunen und beobachten. Leider war unsere Zeit kurz danach auch schon wieder vorbei und wir mussten uns auf den Weg zurück zum Bus machen. Allerdings blieb noch ein wenig Zeit um eine echte New Yorksche Bretzel unter dem Broadway Street Sign zu essen.
Als wir um zehn Uhr wieder zurück an der Schule waren hat es sogar ein klitzekleines bisschen geschneit und was wir an diesem Tag erlebt haben hat sich noch mehr wie ein Traum angefühlt. Man wurde aus der Stadt die niemals schläft zurück aufs Land katapultiert in gerade einmal zweieinhalb Stunden. New York zu sehen war unglaublich und ich kann es kaum erwarten noch einmal dort hinzufahren um den Rest zu sehen wie das Empire State Building. 
Zwar war ich erst um zwölf Uhr Abends im Bett musste aber um viertel vor acht schon wieder aufstehen, denn ich hatte meinen ersten Kaffeedienst bei der Kirche. Für den Jugendgottesdienst ist immer Kaffee, Tee und Kakao aufgebaut, wo die Schüler sich dann selbst bedienen können. Im Gottesdienst ging es dann um Thanksgiving, was diese Woche Donnerstag ist und wir durften verschiedene Stationen durchlaufen so kam es, dass ich meinen ersten Handturkey gemalt habe, der eher wie von einem Kindergartenkind  aussah, als von einer 12. Klässlerin.
Nachdem wir wieder von der Kirche zurück waren ging es fast direkt auch weiter zu der Theateraufführung der Schule. Dieses Jahr wurde "The Nerd" aufgeführt. The Nerd spielt Ende der 70er und dementsprechend sah auch die Kulisse aus. Es war, wie man in High School Filmen immer sieht, ein Zimmer aufgebaut mit Fenstern und Türen und natürlich Möbeln die garantiert aus den 70ern stammten. Die Geschichte handelte von einem jungen Architekten der sein Leben einem Soldaten aus dem Vietnamkrieg zu verdanken hat. Er hat zwar nie seinen Helfer getroffen, aber meint er wäre ihm auf ewig dankbar. Als eben dieser eines Tages in der WG des Architekten, die er zusammen mit seiner Freundin und einem Kumpel bezieht, auftaucht fangen alle an zu zweifeln, ob sie dem Nerd aus ewig dankbar sein sollen. Denn dieser beansprucht alles für sich, hat komische Essensgewohnheiten und noch komischere Spiele. So muss das ganze eigentlich in deinem Chaos enden. Obwohl es nur 7 Schauspieler waren wurde es nicht langweilig, da es sehr viele Stellen zum lachen gab.

Und schon ist eine ziemlich stressige, aber wirklich tolle Woche um. An meinem 100. Tag hier in den USA in der Mitte vom Times Square zu stehen war schon nicht schlecht. In diesen 100 Tagen habe ich schon so viel gesehen, vor allem Dinge von denen ich niemals erwartet hätte, dass ich sie sehen würde und darum kann ich es kaum erwarten, was ich noch so alles erlebe!
Viele Grüße aus dem mittlerweile sehr kalten Pennsylvania,
eure Hanja :-)

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